- 04.11.2024 - 13:14 

Wer Hört Zu: Einflussfaktoren für Selbstoffenbarung im Metaverse

Das Metaverse—eine virtuelle Welt, in der Menschen mithilfe von Technologien wie Virtual Reality miteinander interagieren—gewinnt immer mehr an Bedeutung. Doch wie beeinflusst diese neue Umgebung unser Verhalten, insbesondere wenn es darum geht, persönliche Informationen zu teilen? In seinem Research Talk besprach Prof. Dr. Roman Rietsche von der Berner Fachhochschule, wie die Anwesenheit von Zuschauern und der Grad der Immersion, also des Versinkens in die technische Umgebung, unsere Bereitschaft zur Selbstoffenbarung im Metaverse beeinflussen.

Prof. Dr. Roman Rietsche ist Professor an der Berner Fachhochschule und forscht unter anderem im Bereich digitaler Kommunikation und virtueller Umgebungen.

Informationsaustausch im Metaverse

Im Alltag teilen wir Informationen, um Wissen zu gewinnen oder Beziehungen aufzubauen. Dabei ist es oft notwendig, persönliche Details preiszugeben. Ob wir das tun, hängt stark von unserer Umgebung ab: In privaten Räumen sind wir offener als in der Öffentlichkeit. Im Metaverse sind diese Grenzen jedoch weniger klar definiert. Physische Gesetze wie Hörreichweiten gelten hier anders oder gar nicht.

Die Rolle von Zuschauern und Immersion

Ein wichtiger Faktor beim Teilen von Informationen ist die Anwesenheit von Zuschauern—Personen, die mithören könnten, ohne aktiv am Gespräch teilzunehmen. Wenn wir wissen oder vermuten, dass andere zuhören, kann das unser Verhalten beeinflussen. Zudem spielt der Grad der Immersion—also wie stark wir in die virtuelle Welt eintauchen—eine entscheidende Rolle. Eine höhere Immersion kann dazu führen, dass wir uns mehr auf die virtuelle Umgebung konzentrieren und weniger auf die reale Welt achten.

Das Experiment

Um diese Zusammenhänge zu erforschen, führten Prof. Dr. Rietsche und seine Forschungsgruppe ein kontrolliertes Experiment durch. Die Teilnehmer wurden in Gruppen eingeteilt, bei denen zwei Faktoren variierten:

  • Anwesenheit von Zuschauern: Die Teilnehmer wussten entweder sicher, dass eine Drittperson beim Gespräch zuhört, oder sie waren sich unsicher, ob jemand mithört.
  • Grad der Immersion: Die Teilnehmer nutzten entweder einen Laptop (weniger immersiv) oder ein Virtual-Reality-Headset (hoch immersiv), um im Metaverse zu interagieren.

Die Aufgabe bestand darin, ein Gespräch über den eigenen Alltag zu führen. Anschließend analysierte das Forschungsteam, wie viel persönliche Informationen die Teilnehmer preisgaben, darunter Fakten, Gedanken und Gefühle.

Ergebnisse und Bedeutung

Die Studie ergab, dass die Anwesenheit von Zuschauern die Bereitschaft zur Selbstoffenbarung verringerte—aber nur bei Nutzung des Laptops. Bei hoher Immersion mit VR-Technologie spielte die mögliche Anwesenheit von Zuhörern keine Rolle. Dies deutet darauf hin, dass in stark immersiven Umgebungen die Nutzer weniger auf potenzielle Zuhörer achten und sich mehr auf die virtuelle Interaktion konzentrieren.

Für Entwickler von Metaverse-Plattformen hat dies wichtige Implikationen. Es zeigt, dass technische Merkmale wie der Grad der Immersion das Verhalten der Nutzer erheblich beeinflussen können. Aspekte wie Privatsphäre und Sicherheitsbewusstsein sollten daher bei der Gestaltung solcher Plattformen besonders berücksichtigt werden.

Fazit

Der Research Talk von Prof. Dr. Roman Rietsche lieferte wertvolle Einblicke in die komplexen Wechselwirkungen zwischen Technologie, sozialer Interaktion und Privatsphäre im Metaverse. Seine Forschung unterstreicht die Notwendigkeit, virtuelle Umgebungen so zu gestalten, dass sie sowohl immersive Erlebnisse bieten als auch den Schutz persönlicher Informationen gewährleisten. Dies ist entscheidend, um das Metaverse zu einem Raum zu machen, in dem Menschen sicher und offen miteinander kommunizieren können.

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