- 21.11.2024 - 13:12 

Überwindung von Hürden im akademischen Schreiben: Ein KI-basiertes Feedback-Tool als Unterstützung für Studierende

Das akademische Schreiben stellt viele Studierende vor grosse Herausforderungen, insbesondere jene, die als Erste in ihrer Familie studieren. Oft fehlt es an ausreichendem Feedback, um ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern und akademischen Erfolg zu erzielen. Professor Isabel Fischer von der University of Warwick präsentierte in ihrem Forschungsvortrag am Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) ein selbstentwickeltes KI-basiertes Feedback-Tool. Dieses Tool wurde zwischen 2019 und 2024 in vier Entwicklungszyklen gestaltet und soll Studierenden dabei helfen, ihr Schreiben eigenständig zu verbessern.

Wie funktioniert das Tool?

Das Tool nutzt Künstliche Intelligenz (KI), genauer gesagt Modelle wie BERT (ein Sprachmodell), um Texte der Studierenden zu analysieren. Es bietet verschiedene Visualisierungen, zum Beispiel:

  • Wortwolken: Zeigt häufig verwendete Wörter an.
  • Abschnittslängen-Vergleich: Hilft dabei, die Balance zwischen verschiedenen Teilen des Textes zu überprüfen.
  • Wissensgraphen: Veranschaulicht Zusammenhänge im Text.

Solche Funktionen unterstützen Studierende dabei, Schwachstellen in ihren Texten zu erkennen und gezielt zu verbessern.

Positive Resonanz vor ChatGPT

Vor dem Aufkommen von ChatGPT, einem bekannten generativen KI-Modell, wurde das Tool von den Studierenden gut angenommen. Workshops zeigten, dass besonders engagierte Studierende das Tool nutzten und davon profitierten. Es gab Hinweise darauf, dass ihre Schreibfähigkeiten sich verbesserten, wobei allerdings unklar blieb, ob dies direkt auf das Tool zurückzuführen war.

Herausforderungen nach Einführung von ChatGPT

Mit der Einführung von ChatGPT änderte sich das Nutzungsverhalten. Obwohl die Studierenden weiterhin positives Feedback gaben, nutzten sie das Tool weniger. Mögliche Gründe:

  • Missverständnisse über KI: Viele setzen KI nun mit generativer KI wie ChatGPT gleich. Das kann zu Verwirrung führen, wofür das Tool tatsächlich genutzt wird.
  • Gestiegene Erwartungen: Durch leistungsstarke KI-Modelle wie ChatGPT erwarten Studierende eine höhere Benutzerfreundlichkeit und mehr Funktionen.
  • Bedenken: Der Begriff "KI" kann Ängste oder Vorbehalte wecken, sowohl bei Studierenden als auch bei Institutionen.

Überwindung von Widerständen

Professor Fischer betonte, dass Widerstände oft von Stakeholdern kommen, die nicht direkt in die Entwicklung involviert sind und daher mögliche Risiken stärker wahrnehmen als Vorteile. Zudem steht ein in-house entwickeltes Tool in Konkurrenz zu grossen Bildungs-Technologieunternehmen, was die Adoption erschweren kann.

Fazit und Ausblick

Der Vortrag von Professor Isabel Fischer verdeutlichte die Bedeutung von Unterstützung im akademischen Schreiben, insbesondere für Studierende ohne akademischen Familienhintergrund. Technologische Lösungen können hier einen wertvollen Beitrag leisten, sofern sie richtig implementiert und kommuniziert werden. Es gilt, Missverständnisse auszuräumen, die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen und die tatsächlichen Vorteile klar zu kommunizieren. So können solche Tools dazu beitragen, Bildungsbarrieren abzubauen und den akademischen Erfolg einer breiteren Studierendenschaft zu fördern.
 

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