- 30.09.2025 - 17:22 

Digitales Nudging im Lernen: was wirkt, was nervt

Singapur setzt Nudges im Alltag breit ein, von Labels bis Opt-out bei der Organspende. Im Talk vom 30. September zeigte Prof. Chei Sian Lee, was das fürs Online-Studium heisst – und warum es keine Patentlösung gibt.

Prof. Lee war in St. Gallen, weil sie hiesige Forschung in ihren Projekten nutzt. Seit Covid läuft viel Lernen über LMS – „Learning Management Systems“, also digitale Lernplattformen. Dort zählen kleine Design-Details. Ein digitaler Nudge ist so ein Detail: Erinnerung, Vergleich, Standardvoreinstellung, anderes Framing oder ein visuelles Signal.

Zentrale Befunde

  • Kein Einheitsrezept. Einsteiger mögen kurze, einfache Hinweise. Erfahrene wollen klar strukturierte, informationsreiche Stützen für langsames, gründliches Denken (System 2). Ein Nudge für alle funktioniert nicht.
  • Prokrastination ist hartnäckig. Freundliche Pings halfen wenig. Wirkung gab es erst, wenn leichte Reibung spürbar war – etwas Unbehagen oder echte Dringlichkeit. Ohne das bewegt sich wenig.
  • Fact-Checking bei GenAI klappt besser mit Autonomie als mit Mahnen. Know-how-Hinweise (wie prüfen, wo prüfen) schlagen generische „Bitte prüfen“-Erinnerungen. Im Sinn der Selbstbestimmungstheorie: Wahl, Kompetenz, Kontrolle.
  • Soziale Vergleiche zogen nicht. Besser funktionierten Avatare – aber bitte nicht menschlich. Tiere oder andere nicht-menschliche Figuren kamen an. Am besten: Lernende können Aussehen und Stil selber wählen.
  • Zu viel ist zu viel. Über-Nudging führt schnell zu Müdigkeit; dann wird weggeklickt.

Worum es in ihren Projekten geht

Prokrastination in den Griff bekommen und GenAI-Antworten vernünftig prüfen. Beides braucht passgenaue Anstösse: bei Prokrastination leichte Reibung statt Wohlfühl-Reminder; beim Prüfen konkrete How-to-Schritte statt Generaltadel.

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