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Datum Do. 15.05.2025 | Uhrzeit 11:00 - 12:00 Uhr | ReferentIn Prof. Dr. Aleksi Aaltonen |
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Ein Grossteil der Managementforschung geht davon aus, dass Daten relevante Fakten über das organisatorische Umfeld widerspiegeln und in Unternehmen als einsatzbereite Ressourcen zur Verfügung stehen. Doch wertvolle Daten entstehen nicht einfach von selbst. Alle Daten sind menschengemacht – sie könnten auch anders sein oder gar nicht existieren.
In der Forschung zu Informationssystemen wurde die Entstehung von Daten lange vor allem als theoretische Modellierungsaufgabe verstanden. Neuere soziotechnische Studien befassen sich dagegen stärker mit der Entstehung, Beschaffung, Nutzung und Wiederverwendung von Daten in Organisationen. Trotzdem wurde bisher wenig untersucht, wie genau die Strukturen und Prozesse zur Datenerzeugung – und damit die Daten selbst – in der Praxis gestaltet werden.
Prof. Aaltonen erweitert die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Daten, indem er theoretisch betrachtet, wie das Design neuer oder verbesserter Strukturen zur Datenerzeugung zur Dateninnovation führen kann. Daten als Innovation zu betrachten, ist dann gerechtfertigt, wenn durch neuartige Daten die Fähigkeit einer Organisation verbessert wird, mit weiteren datenbasierten Innovationen Wert zu schaffen – oder gezielt in ihr Umfeld einzugreifen, um so den eigenen Wertschöpfungsprozess zu stärken.
Um Daten-Innovation zu verstehen, muss man sich auch mit den „grammatikalischen Regeln“ befassen, also mit den Voraussetzungen dafür, dass Daten überhaupt sinnvoll interpretiert werden können. Ebenso wichtig sind die Entwicklung der Daten über die Zeit hinweg und die Datenflüsse zwischen verschiedenen Systemen, die Möglichkeiten zur Dateninnovation entweder eröffnen oder einschränken.
Zur Veranschaulichung zeigt Prof. Aaltonen anhand eines Fallbeispiels, wie verbesserte Daten zur Geschlechtsidentität als Dateninnovation wirken können. Abschliessend besteht die Gelegenheit zur Diskussion darüber, was dies für die digitale Innovation, für Klassifikationssysteme, Datenqualität sowie für Fragen der Daten-Gerechtigkeit bedeutet – und wie man Dateninnovation künftig genauer untersuchen kann.
Aleksi Aaltonen ist Associate Professor für Informationssysteme am Stevens Institute of Technology und stellvertretender Chefredakteur des Journal of Information Technology. Er promovierte an der London School of Economics and Political Science und beschäftigt sich mit Daten und datenbasierter Innovation und Organisation unter Verwendung verschiedener Methoden. Seine Publikationen sind in führenden akademischen Zeitschriften wie Management Science, Information Systems Research, MIS Quarterly und anderen hochwertigen Zeitschriften erschienen. Vor seiner akademischen Laufbahn arbeitete Aleksi für die CMI – Martti Ahtisaari Peace Foundation, die vom Friedensnobelpreisträger und ehemaligen finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari gegründet wurde. Selber gründete er die Aktivitäts-Tracking-App Moves, die 2014 von Facebook übernommen wurde. Derzeit pflegt er die Data Studies Bibliography, http://datastudiesbibliography.org, eine Ressource für Managementwissenschaftler, die sich für Daten als Forschungsobjekt interessieren.